Was ist „Conversational Search“?

von Jochen Moschko

Kategorie(n): Ratgeber Datum: 11. Dezember 2020
In der letzten Zeit macht ein neues Schlagwort die Runde: „Conversational Search“. Google wendet diese Technik seit diesem Jahr auf bestimmte Suchanfragen an. In diesem Beitrag erläutern wir, was es damit auf sich hat und inwieweit sich Suchmaschinenoptimierung dadurch verändern könnte. Eine Suchanfrage stand bislang mehr oder weniger für sich selbst. Der Nutzer hat sie eingegeben und falls er nicht die richtigen Suchergebnisse erhalten hat, hat er die Suchanfrage verfeinert. Auch wenn ein Nutzer nach mehreren Aspekten desselben Themas sucht, stand bisher ebenfalls jede Suchanfrage für sich. Jetzt hat Google damit begonnen, bei Suchanfragen auf die Anfragen davor zu reagieren. Man stelle sich eine Unterhaltung vor. Eine normale Unterhaltung baut sich nach und nach auf und ein Gesprächspartner reagiert im Normalfall auf die Äußerungen des anderen. Dank des Einsatzes künstlicher Intelligenz ist es für Algorithmen heute besser möglich, die tatsächliche Suchintention des Nutzers besser verstehen zu können. Das kommt der neuen Technik zu Gute.

Wie funktioniert „Conversational Search“? Ein Beispiel.

Bislang funktionierte die Suche in etwa so: Der Nutzer sucht nach „Lebkuchen Rezept“ Also erhält er als Suchergebnisse Rezepte für Lebkuchen. Direkt danach sucht der Nutzer nach „backen“ Als Suchergebnis erhält er eine Definition des Wortes „backen“ aus einem Wörterbuch.

→ Genau an dieser Stelle greift der Ansatz von „Conversational Search“. Dem Nutzer wird zunächst weiterhin die Definition des Wortes „backen“ aus einem Wörterbuch angezeigt, allerdings zusammen mit einem Link, welcher fragt ob er erfahren möchte, wie Lebkuchen gebacken wird. Klickt der Nutzer diesen Link an, erfährt er genau das.

„Ist das alles?“ wird sich jetzt der eine oder andere Leser fragen. Erstmal ja. Zum besseren Verständnis eine Gegenfrage: Stellt Euch vor, Ihr möchtet tatsächlich mehr über das Wort „backen“ erfahren – ganz ohne einen Bezug auf Eure vorherige Suchanfrage zum Thema „Lebkuchen Rezept“. Stellt Euch vor, dass Euch als Suchergebnis dann automatisch Treffer zum Thema „Lebkuchen backen“ gezeigt würden – das wäre doch ziemlich unsinnig, nicht?

Conversational Search stößt an seine Grenzen

Hattet Ihr schonmal ein Auto mit Regensensoren? Dann hattet Ihr vielleicht schon den Fall, dass der Scheibenwischer bei Nieselregen besonders schnell gewischt hat, während er bei einem Wolkenbruch hingegen auf ein besonders langsames Intervall geschaltet hat. Das ist ein generelles Problem mit Technik: Sie funktioniert häufig gut, aber halt nicht immer. Es ist immer ein Vorteil für den Nutzer, wenn dieser die Technik überstimmen kann. Bis die „Conversational Search“-Technik richtig ausgereift ist, ist es auf jeden Fall sinnvoll, dem Nutzer diese Möglichkeit als freiwillige Option anzubieten. Die Art und Weise, wie Google das derzeit umsetzt, ist genau richtig. Auch später, wenn diese Technik richtig ausgereift ist, sollte sie dem Nutzer weiterhin als freiwillige Option angeboten werden – denn es kann nicht davon ausgegangen werden, dass zwei aufeinanderfolgende Suchanfragen sich tatsächlich um ein und dasselbe Thema drehen. Stellt Euch vor, Ihr sitzt an Eurem PC und sucht nach „Wetter Köln“. Google zeigt Euch an, dass in Köln die Sonne scheint und es 25 °C warm ist. Jemand kommt rein und fragt „Wie lange hat der Imbiss um die Ecke geöffnet?“. Jetzt sucht Ihr danach und plötzlich gibt Google Euch Suchergebnisse zur Frage „Wie lange hält sich eine Currywurst bei einer Außentemperatur von 25° C?“ aus – das ist natürlich nicht zielführend. Deshalb ist davon auszugehen, dass „Conversational Search“ auch später nicht zu einem Automatismus werden wird.

Wo wird Conversational Search schon angewendet?

Interessant ist das Thema aber dennoch. Sowohl für Nutzer als auch für SEOs – letztere sollten sich mit der Suchintention ihrer Zielgruppe auseinandersetzen und auch prüfen, welche verwandten Suchanfragen Google nun vorschlägt. „Conversational Search“ tritt bisher nur bei sehr wenigen Suchanfragen in Erscheinung. Und das bisher in erster Linie im englischsprachigen Raum. Bis die Technik auch hierzulande Einzug erhält, dürfte es aber nur eine Frage der Zeit sein. Auch wenn einige SEOs schon jetzt einen Hype aus dieser neuen Funktion machen, halten wir das nicht für gerechtfertigt. Sie ist eine nützliche Funktion von vielen. SEO wird sie aller Voraussicht nach nicht auf den Kopf stellen. Bild: Caio / Pexels.com