Personen aus der Szene: Björn Tantau

von Michael Schöttler

Kategorie(n): Personen aus der Szene Datum: 13. Juli 2015

In unserer Reihe "Personen aus der Szene" stellen wir Euch regelmäßig Persönlichkeiten vor, die in Eurer Übersicht nicht fehlen sollten.

Heute geht es um: Björn Tantau.

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Hallo Björn und danke, dass Du dir die Zeit für das Interview nimmst. Du bist auf unserer Timeline, da Du in deinem Blog http://bjoerntantau.com/ regelmäßig auf die verschiedensten Dinge rund um das Online-Marketing eingehst. Dazu gehört auch die Suchmaschinenoptimierung in den verschiedenen Facetten.

Des Weiteren sprichst du ja auch auf Konferenzen und bietest soweit ich weiß selber Seminare an. Erzähle uns doch mal, was genau du machst und wie du in diesem Bereich dein Geld verdienst.

Interview mit Björn Tantau Seminare biete ich aktuell nur vereinzelt an, grundsätzlich fokussiere ich derzeit überwiegend auf Webinare. Über diesen “Vertriebsweg” finden dann viele Leute in meinen E-Mail Newsletter und natürlich auch auf meine Website. Letztendlich entstehen dann daraus Aufträge, wobei ich allerdings auch dort derzeit noch nicht so viel mache und nur ausgewählte Projekte und Kunden unterstütze - das dann aber auch mit wirklich intensiven Mitteln wie zum Beispiel persönlichen Coachings und Trainings oder auch direkt inhouse im Unternehmen.

Das bezieht sich dann auch nicht nur auf SEO, sondern auch sehr stark auf Social Media im Allgemeinen und Facebook im Speziellen. Vor allem im Bereich “Facebook Ads” herrscht noch sehr viel Aufklärungsbedarf und das Interesse ist wirklich riesig. Über meine Website selbst verkaufe ich dann noch Infoprodukte, auch über Werbung werden Einnahmen erzielt und mein “Internet Marketing Podcast” bekommt in Kürze den ersten namhaften Sponsor. YouTube als Channel hab ich auch noch auf dem Zettel, das ist aber alles noch in Arbeit.

Als Speaker für Konferenzen und Events kann man mich buchen, ich hab schon diverse Keynotes im In- und Ausland gemacht und bin in den letzten Jahren mit meinen Themen auf sehr vielen Konferenzen aufgetreten. Das war auch sehr gut, denn so konnte ich natürliche meinen Bekanntheitsgrad weiter steigern - unabhängig vom Bloggen und von meiner Website.

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Du machst das ja als Einzelunternehmer und hast, soweit ich weiß, keine Angestellte. Gerade in Deinem Blog sind mehrmals in der Woche neue Beiträge, welche alle eine sehr hohe Qualität aufweisen. Wie schaffst Du dieses Pensum und gehen Dir nicht irgendwann die Ideen aus?

Zum Thema Ideen, wie hältst Du dich auf dem Laufenden und gibt es Testprojekte, wo Du auch mal versuchst, was klappt und was nicht?

Interview mit Björn TantauDas ist alles - wirklich, es ist so simpel - eine Frage des persönlichen Zeitmanagements.

Bei meinen Beiträgen auf bjoerntantau.com achte ich in der Regel darauf, möglichst nur Evergreen-Content abzuliefern. Inhalte also, die eine sehr lange Halbwertzeit haben und deswegen mehrfach funktionieren. Solche Inhalte lassen sich auch mehrmals via Facebook und Co. spreaden, sodass immer wieder Traffic auf die Website kommt und ich so zum Beispiel neue Newsletter-Abonnenten gewinne. Die kennen meine anderen Inhalte dann oft noch nicht und so gesehen sind für diese neuen User auch “alte” Inhalte brandneue Geschichten.

Das ist im Prinzip so, als würdest du jetzt als Kind erstmals “Jurassic World” im Kino sehen und dann so begeistert davon sein, dass du die ersten drei Teile auch unbedingt sehen willst.

Das Pensum ist zu schaffen, indem man fokussiert und Zeitfresser abstellt. Wenn ich einen neuen Artikel schreibe, dann ist Facebook und alles andere aus. Ich habe dann nur Google (zwecks Recherche) und Word auf. Nichts lenkt dann ab. So komme ich sehr schnell voran. Zusätzlich habe ich, nachdem ich mir die Technik des “Speed Readings” angeeignet haben, auch schnelles Tippen gelernt. Ich bin da noch nicht so weit, wie ich gern sein würde - aber ich bin auch dem richtigen Weg. Wenn du schnell tippen kannst, ist auch dein Text schnell fertig. Zudem hat sich im Laufe der Jahre eine gewisse Routine eingestellt, die - auch wenn’s langweilig klingt - viel dabei hilft, Texte schneller zu produzieren.

Und zum Thema Ideen: Da hab ich kein Geheimrezept. Ich lese einfach viel, bleib auf dem Laufenden und schaue täglich, was in den USA im Online Marketing passiert. Die sind uns dort “leider” um Lichtjahre voraus und besprechen heute schon Themen, die bei uns teilweise erst Jahre später auf dem Schirm sind. Wenn ich ein interessantes Thema finde, dann markiere ich dieses Thema und es wandert erst mal in mein Archiv für Content-Ideen. Dort schau ich dann regelmäßig rein und gucke, ob es Themen gibt, die auf meinem Blog sinnvoll wären. Und abschließend noch zum Thema “Zeitmanagement”... mein heißester Tipp an alle, die mehr Zeit für ihr Business haben wollen: Opfert das deutsche, lineare TV-Programm. Schaut keine Filme doppelt und lasst euch nicht von Sitcoms berieseln. Wer abends noch Content produziert, statt sich vom TV berieseln zu lassen, wird sich wundern, wie viel man in dieser Zeit zusätzlich schaffen kann. Und so bleibt dann immer noch genug Zeit für Familie, Freunde oder Sport.

SEO-Portal BildGuter Tipp, das mit dem Fernsehen. :) Kannst Du ein Projekt benennen, wo Du sagst "Hey, das hat aber richtig gut funktioniert!" und erklären, was das Projekt so erfolgreich gemacht hat? Welche SEO Tipps hast Du bzw. wendest Du an? Optimierst Du deinen Blog nur aus Onpagesicht oder ist auch Offpage für Dich ein Thema?

Interview mit Björn Tantau Meine eigene Website optimiere ich tatsächlich nur rudimentär, ich stecke so gut wie keine Zeit und auch kein Geld in diesen Bereich. Mein Fokus liegt auf Reichweite und die bekomme ich nur, wenn ich ausschließlich für meine Leserinnen und Leser schreibe. Ich mache auch keine Keyword-Analysen für meine Texte oder achte auf WDF/IDF oder so.

Natürlich ist meine Website grundsätzlich suchmaschinenoptimiert und auch in Bezug auf “Technical SEO” fit - ohne dieses Fundament würde es ja gar nicht funktionieren. Aber das sind “Setup-Features”, die jede Website mitbringen muss. Würde ich etwas bauen, an dem man dann ewig herumoperieren müsste, hätte ich von Anfang an einen schlechten Job gemacht.

Ich hab noch ein paar andere Projekte. Die möchte ich an dieser Stelle nicht veröffentlichen, aber genau dort sind auch die “SEO-Playgrounds” und genau dort wird immer wieder heftig geschraubt - allein schon um zu wissen, was funktioniert und was nicht. Außerdem sind solche Projekte oft auch die Quelle für neue Erkenntnisse, aus denen dann mitunter auch neue Blogartikel für bjoerntantau.com entstehen.

Offpage ist für meinen Blog kein Thema. Laut Majestic und ahrefs liegt die Domain Pop bei über 1.000 und die Links sind alle von selbst gekommen, auch die IP Pop kann sich sehen lassen. Getrickst wird auf meiner Seite nicht, das wäre viel zu riskant. Von Zeit zu Zeit schaue ich mal bei Onpage.org rein und prüfe, ob noch alles im Rahmen ist - das war es dann aber auch schon.

Für mich ist es wichtiger, die Leute zu erreichen und das passiert bei mir schwerpunktmäßig via Facebook und über meinen Newsletter. Natürlich kommt von Google auch Traffic, aber insgesamt ist das nur ein Drittel des kompletten Aufkommens. Da könnte ich sicherlich mehr herausholen, aber ich will nicht von nur einer Quelle abhängig sein. Die Mischung aus Social Traffic, Direct Traffic (primär über den Newsletter) und Search Traffic ist ganz cool. So bekomme ich kein existenzielles Problem, falls eine der drei Säulen wegbricht.

Der ultimative SEO-Tipp aus meiner Sicht ist der mit der “Wolkenkratzer-Technik”. Brian Dean von backlinko.com hat darüber erstmals geschrieben (bei ihm heißt es “Skyscraper Technique”). Ich hab das adaptiert, mit Erfolg selbst angewendet und natürlich auch darüber auf meiner Website geschrieben, hier der Link: http://bjoerntantau.com/wie-du-ohne-linkaufbau-bei-google-nach-oben-kommst-20102014.html

Bei dieser Technik geht es im Prinzip einfach nur darum, den absolut besten Content für ein bestimmtes Thema abzuliefern. Man schaut sich also an, wer für einen bestimmten Suchbegriff bei Google auf Platz 1 rankt. Diesen Content analysiert man und schreibt auf Basis der enthaltenen Fakten seinen eigenen Text - nur NOCH detaillierter, länger, ausführlicher, besser, größer und schöner! Das ist der eigentliche Hebel dieses Prinzips und deswegen auch “Skyscraper Content”: Content, der alles andere überragt (und aus der Masse herausragt), wird auch als solcher wahrgenommen, gelesen, geteilt und verlinkt.

SEO-Portal BildDer Ansatz ist sicherlich interessant und ich gebe zu, auch wir haben das bisher unbewusst so gemacht. (Gerade bei Content-Marketing Aktionen schauen wir, was es schon gibt und machen eine solche Aktion nur, wenn man es besser machen kann oder ein Thema noch nicht behandelt wurde).

Wie stehst Du selber zum Thema Konferenzen, als Speaker, aber auch als Teilnehmer. Bist Du in der Szene sehr aktiv oder verweilst Du lieber eher in Deiner Zielgruppe?

Da Du ja auch das Thema Social Media angesprochen hast. Wo siehst Du hier Google+ und inwiefern glaubst Du, dass Social Media Signale ins Ranking einfließen?

Interview mit Björn TantauEs gibt mittlerweile sehr viele Konferenzen und eine Menge davon ist auch sehr sinnvoll. Wenn man sich die richtigen Events raussucht, kann man als Teilnehmer immer was mitnehmen - man muss es halt eben nur auch dann wirklich anwenden und sich nicht einfach nur berieseln lassen.

Ich selbst bin immer happy, wenn ich speaken kann, weil ich dann die Chance habe, anderen Leuten sinnvolle Sachen zu zeigen und zu erklären und eventuell auf diese Weise dafür zu sorgen, dass sie von mir lernen und ihr eigenes Online Markering verbessern können - das ist ja ohnehin mein öffentlich erklärter Ansatz und deswegen mach ich ja auch alles das, was ich mache. Es ist mir wichtig, dass man von meinem Content (ob nun via Blog, Podcast oder eben auch Konferenz) Vorteile hat, die einen persönlich nach vorn bringen.

Deswegen muss ich auch nicht zwingend in meiner Zielgruppe verharren. Auf einer Konferenz der Hundezüchter könnte ich sicherlich nicht viel zum Kernthema sagen - aber ich wäre in der Lage, den Züchtern zu erläutern, wie sie zum Beispiel mit Social Media und Facebook in der Lage sind, ihre Geschäfte zu verbessern. Natürlich bin ich schwerpunktmäßig auf Konferenzen für Online Marketing unterwegs, aber das muss ja nicht für ewig so bleiben…

Aktuell bin ich nicht sicher, was mit Google+ passieren wird. Dass dort generierte Social Signals das Ranking beeinflussen, ist wahrscheinlich. Die Frage ist aber, welchen Impact das hat, weil Google als soziales Netzwerk leider immer weiter den Bach runtergeht. Derzeit kommt es mir so vor, als wolle Google Google+ absichtlich gegen die Wand fahren, aber wer weiß… vielleicht haben sie ja noch DAS Ass in der Hinterhand (glaube ich nicht, aber man soll ja niemals “nie” sagen).

SEO-Portal BildDu möchtest also gerne, das andere von Dir lernen, nun jetzt hast Du eine breite Leserschaft, die sich für das Thema Suchmaschinenoptimierung interessiert. Was möchtest Du den Lesern abschließend mit auf den Weg geben, vielleicht kannst Du ja mal tief in deine Trickkiste greifen und ein oder zwei Insider-Tipps zum Thema SEO ausplaudern. :)

Interview mit Björn TantauSEO ist Langstreckenlauf. Und Content is King, Distribution is Queen. Ich weiß, dass das Phrasen sind, bei denen viele Leute genervt sind. Das “Problem” ist aber, dass es genau so ist. Es gibt ein paar Abkürzungen, die meisten davon sind aber riskant und ich rate niemandem, SEO als kurzfristigen Booster zu betrachten. Insofern gibt es von mir an dieser Stelle auch keine “Insider-Tipps”, die irgendwie besonders sind. Solche Tipps würden ein falsches Bild von der Disziplin SEO an sich vermitteln.

Stattdessen gebe ich die Tipps, von denen die meisten Leute tatsächlich lernen können, denn mit diesen Tipps ist es möglich, langfristige Projekte aufzubauen und dafür zu sorgen, dass sich daraus Websites entwickeln, die das Potenzial haben, wirklich Großes darzustellen. So etwas schafft man halt nicht mit Schnellschüssen und kurzfristigen Tricksereien - aber mit solider Arbeit, dem Aufbau eines wertvollen Images und den richtigen technischen Voraussetzungen.

Deswegen ist zum Beispiel technische SEO so wichtig. Es gibt so viele Seiten da draußen, die technisch nicht mal ansatzweise in der Lage sind, in irgendeiner Form gegen mögliche Konkurrenten zu bestehen. Aus diesem Grund mein Tipp: Bevor irgendwas anderes angepackt wird, immer dafür sorgen, dass die eigene Website alle technischen Standards erfüllt, um bei Google gut zu ranken.

Danach kommt der Content: Ohne herausragende Inhalte (siehe oben die “Skyscraper Technique”) wird man an einem auf Wachstum ausgelegten Projekt wenig Freude haben. Bei jeder Zeile Text und bei jeder Sekunde Audio oder Video muss man sich die Frage stellen: “Hilft das meinen Usern objektiv weiter?” Wenn nicht, taugt der Content nichts - so einfach ist das. Inhalte, die also nicht nützlich sind, müssen auf den Müll.

Abschließend muss der Content verteilt werden - im Idealfall dort, wo es am meisten Traffic gibt. Das KANN Google sein, vor allem bei neuen Projekten sind aber natürlich noch keine großartigen Rankings vorhanden, also müssen andere Quellen her. Facebook ist eine solche Quelle. Damit die Inhalte dort aber viel geteilt werden, müssen sie natürlich entsprechend herausragend sein (siehe oben).

Dann wird eine passende Zielgruppe benötigt, in der sich der Content viral verbreitet - man braucht also die technische Infrastruktur auf der eigenen Website (also den Share-Button und NICHT den Like-Button), damit der Content auch verteilt wird. Wenn das laufend durchgezogen wird, wächst nach und nach die eigene Creditbility und die User fangen an, einer Website wirklich zu vertrauen. Spätestens dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo man ECHTE Fans hat - Leute also, die den Content konsumieren und verbreiten, weil sie von der Qualität des Contents überzeugt sind. Ein solcher Prozess dauert und lässt sich nicht von heute auf morgen abschließen - es sind als Geduld und ein langer Atem gefragt!

SEO-Portal BildVielen Dank lieber Björn für dieses tolle Interview. Liebe Leser nutzt die Chance und stellt Björn Eure Fragen einfach in den Kommentaren. Weitere Interviews mit spannenden Personen aus der Szene findest du hier.