In unserer Reihe "Personen aus der Szene" stellen wir Euch regelmäßig Persönlichkeiten vor, die in Eurer Übersicht nicht fehlen sollten.
Heute geht es um Ingo Henze.
Hallo Ingo, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Du bist uns bei Google+ aufgefallen, wo du regelmäßig irgendwas mit den Google Doodles machst. Was machst du da eigentlich genau?
Kurz gesagt, ich erstelle aus den Doodles Videos und schreibe manchmal, wenn ich etwas dazu zu sagen habe, auch einen Artikel auf meinem Blog. “Erfunden” hat das Doodle-Bloggen und die Doodle-Videos Martin Mißfeldt. Zumindest habe ich es bei ihm zum ersten Mal gesehen. Mittlerweile sind viele auf den Doodle-Zug aufgesprungen, weil sich damit auch ganz gut Geld durch Werbung verdienen lässt. Wenn man es schafft, mit einer Website, einem Bild oder einem Video am Tag des Doodles bei Google auf der ersten Seite in der Trefferliste zu erscheinen, bringt das viele Klicks und Besucher.
Du nimmst also das aktuelle Doodle Thema, um daraus ein Video zu machen? Die sind ja animiert und recht aufwendig. Ich habe das Doodle zur ersten Frau im Weltraum (Sally Ride) von dir gesehen und war schwer beeindruckt. Wie lange brauchst du für ein solches Video?
Wie viele Besucher erhältst du im Schnitt, wenn es ein Video auf die erste Seite der Suchergebnisse schafft? Nutzt du auch SEO-Techniken, um dieses zu beeinflussen? Da du ja eigentlich nur einen Tag Zeit hast bleibt nur OnPage-SEO, oder?
Die Erstellung des Sally Ride Doodle-Videos hat nicht besonders lange gedauert. Ich habe praktisch nur die fünf originalen GIF-Animationen zu einem Video zusammengefügt.
Es gibt unterschiedliche Arten von Doodles. Einfache Bilder, GIF-Animationen, interaktive Animationen oder auch Videos. Entsprechend unterschiedlich ist der Aufwand für ein Video. Ist das Doodle bereits animiert und vielleicht sogar mit Musik und Geräuschen, muss ich es nur mit einem Screen-Capture-Programm “abfilmen”. Ist es ohne Ton, füge ich Musik und Geräusche selbst hinzu. Meist erstelle ich aus dem Google-Logo einen kleinen Vorspann.
Zur Fußball-WM 2014 in Brasilien gab es 65 Doodles, die alle animiert waren. Da habe ich mir nach den ersten Tagen eine Vorlage erstellt, bei der ich nur die aktuelle Animation einfügen musste und ggf. noch Musik und Geräusche angepasst habe. Das hat dann je Video so 15 bis 20 Minuten gedauert.
Besteht das Doodle nur aus einem Bild, ist der Aufwand je nachdem, was für eine Idee ich habe, größer. Wenn ich das Bild animieren will, ist das viel Handarbeit im Photoshop. Das kann dann schon mal 3 bis 4 Stunden dauern, wie z. B. bei den Olympischen Spielen 2012 in London beim Speerwerfen.
Wenn es ein Video auf die erste Seite schafft, dann bekomme ich so etwa 10 bis 40 Tausend Views. Mein Rekord war bisher das Doodle-Video für Claude Debussy, da gab es fast 90 Tausend Views. Ich weiß aber von einigen anderen Doodle-YouTubern, das es auch gut und gerne 100 bis 250 Tausend Views werden können. Das hängt auch davon ab, auf welchen Google-Länderseiten das Doodle und damit dann das Video zu sehen ist.
Bei YouTube-Videos greifen im Wesentlichen die normalen SEO-Techniken, also Suchbegriff im Titel und in der Video-Beschreibung, möglichst weit vorne im Text. Ansonsten können auch ein paar Links auf das Video nicht schaden. Technisch gesehen kann man bei YouTube an den Seiten nichts machen, da muss man sich darauf verlassen, dass es passt.
Noch ein Tipp von mir: Da Google aktuelle Inhalte liebt, ist es übrigens auch eine gute Idee, nach einiger Zeit den Titel und die Video-Beschreibung leicht zu verändern. Das befördert oft das Video um ein paar Plätze im Ranking nach oben.
Lebst du mittlerweile von deinen Doodles und fördert Google das irgendwie? Immerhin ist es ja auch gute PR für sie.
Nein, davon leben kann ich nicht. Dazu ist das “Geschäft” mit den Doodles viel zu unberechenbar. Mein Rekord-Video mit fast 90 Tausend Views hat praktisch keine Werbeeinnahmen erzielt, weil es zunächst in einer Überprüfung steckte (“Mehr Informationen zur Überprüfung deiner Monetarisierungsanfrage erforderlich”). Als es dann nach zwei Tagen freigegeben wurde, war das Doodle schon längst verschwunden und vergessen.
Das Video zu den Perseiden hatte z. B. mit ca. 30 Tausend Views immerhin knapp über 80 USD eingespielt. Wenn es gut läuft, kommen schon mal über 100 USD zusammen, meist sind es aber um die 30 bis 50 USD. Zum Leben reicht das nicht. Ich werde also auch weiterhin meiner normalen Arbeit als Softwareentwickler nachgehen.
Google fördert die Doodle-Videos nicht direkt, aber die Verwendung der Doodles für Videos oder Blogartikel wird zumindest geduldet. Immerhin ist so ein Doodle meist ein kleines Kunstwerk, das dann normalerweise entsprechend urheberrechtlich geschützt ist. Ich habe noch keine ausdrückliche Erlaubnis von Google gesehen, dass die Doodles, auch kommerziell, für eigene Zwecke verwendet werden dürfen. Allerdings ist mir auch noch kein Fall bekannt, bei dem Google gegen ein Doodle-Video rechtlich vorgegangen ist.
Danke dir Ingo für diesen tollen Einblick in dein Doodle Projekt. Wenn es etwas gibt was du dir von Google wünschen würdest oder was du gerne machen möchtest, was wäre es. Natürlich auf dein Projekt bezogen. :)
Danke auch, dass ich hier mein Doodle-Projekt vorstellen durfte, obwohl es eigentlich kein richtiges Projekt ist. Es ist ja mehr eine Freizeitbeschäftigung, der ich hin und wieder nachgehe.
Einige Wünsche an Google oder besser YouTube hätte ich da schon. Es wäre z. B. eine große Hilfe, wenn bei der Prüfung von Videos konkret benannt wird, wo das Problem liegt.
Die pauschale Aussage “...wir können deine Rechte zur kommerziellen Nutzung nicht für alle Elemente deines Videos bestätigen.” ist wenig hilfreich. Oft stehe ich da vor einem Rätsel, besonders bei Videos, die nicht aus einem Doodle entstanden sind. Wenn ich alle Inhalte selbst erstellt habe, stellt sich die Frage, welches Element konkret beanstandet wird.
Ein Grund kann z. B. sein, wenn Personen im Video erkennbar sind. Das habe ich mal bei einem Video erst nach einer Frage im YouTube-Forum erkannt und entsprechend geändert. Personen müssen nämlich ausdrücklich zustimmen, wenn man ihr Bildnis öffentlich oder kommerziell verwenden will. Oder man macht sie unkenntlich.
Hätte YouTube hier gleich als Grund “Personen im Bild” genannt, wäre mir einiges an Aufwand und Zeit erspart geblieben.
Falls ihr euch zu einem Video überhaupt keinen Reim auf die fehlenden Rechte zur kommerziellen Nutzung machen könnt, hier noch ein Tipp:
Das beanstandete Video auf YouTube löschen und in einem anderen Format, z. B. MPEG anstelle von MP4, erneut hochgeladen.
Bei mir wurde dann das neu hochgeladene Video in vielen Fällen ohne Probleme für die Monetarisierung akzeptiert.
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