In unserer Reihe "Personen aus der Szene" stellen wir Euch regelmäßig Persönlichkeiten vor, die in Eurer Übersicht nicht fehlen sollten.
Heute geht es um Torben Leuschner.
Hallo Torben und vielen Dank, dass du dir die Zeit für unser Interview nimmst. Du bist in der Szene ja kein Unbekannter mehr und hast Dich insbesondere durch dein Affiliate-Projekt www.was-soll-ich-schenken.net in viele Timelines katapultiert, so auch in unsere.
Aktuell hast Du ja wieder mehr als 200 Stunden in Dein Projekt gesteckt und auf Facebook sehr ausführlich darüber geschrieben, was Du so neues gemacht hast.
Erzähl doch kurz was Du so für Projekte hast bzw. was Du im Bereich Suchmaschinenoptimierung tust und womit Du deinen Lebensunterhalt verdienst.
Hi Michael, vorweg vielen Dank für deine Einladung zum Interview!
Zum einen bin ich nun seit knapp sieben Jahren als selbständiger Webentwickler tätig. Dabei berate und unterstütze ich vorwiegend Web- und Werbeagenturen in ganz Deutschland bei der technischen Umsetzung Ihrer Kundenprojekte. Zu über fünfzig Prozent sprechen wir hier von der Entwicklung von individuellen WordPress-Themes; beispielsweise auf Basis von Photoshop-Vorlagen.
Zum anderen betreibe ich seit mehreren Jahren diverse eigene Projekte und Affiliate-Webseiten. Allen voran das eben genannte was-soll-ich-schenken.net mit mehr als 2.000.000 Besuchern im letzten Jahr. Durch eigene Projekte bin ich damals notgedrungenen auch schnell auf die Themen Suchmaschinenoptimierung und Online-Marketing gestoßen. Da ich mit dem Linkbuilding nie recht warm werden konnte, legte ich den Fokus schnell auf eine solide Onpage-Optimierung sowie das Schaffen von Mehrwerten für meine Besucher. Diesen Ansatz verfolge ich bis heute. Einen Großteil der Tätigkeiten, die ich unter “Suchmaschinenoptimierung” zusammenfassen würde fallen daher auch unter Begrifflichkeiten wie User Experience, Pagespeed oder Mobile First.
Deine Bekanntheit in der SEO-Szene verdankst Du ja deinen großen Erfolgen mit Deinen eigenen Projekten ins besondere mit was-soll-ich-schenken.net! Kannst Du uns ein bisschen was erzählen, wie Du das Projekt so gut zum Ranken bekommen hast und was aus Deiner Sicht die Faktoren dafür sind, dass es bis heute so erfolgreich läuft?
Du hast an der Webseite ja gerade einiges getan, was genau und wie sind die bisherigen erkennbaren Auswirkungen?
Meiner Meinung nach ist es recht simpel: Die Seite rankt gut, weil sie gute Nutzersignale liefert. Sie besitzt weder viele Backlinks noch in der Summe besonders viel textuelle Inhalte. Vielmehr hilft sie den Nutzern, die bei Google eingegebene Phrase (z. B. “Geschenke zum 30. Geburtstag”) zu beantworten. Dies schafft sie schnell, benutzerfreundlich und Geräte übergreifend, sodass ein Return-to-SERP für einen Großteil der Besucher nicht erforderlich ist.
Diese These wird durch die Tatsache untermauert, dass nach jedem Weihnachtsfest, welches natürlich für ein erhebliches Traffic-Aufkommen, vor allem im Longtail-Bereich sorgt, in den folgenden Monaten auch einige stark frequentierte Keywords im Ranking aufgestiegen sind.
Ein technischer Relaunch war notwendig, um das Projekt auch für die kommenden Jahre zukunftsfähig zu halten und natürlich auch, um meinen eigenen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden.
Die ersten Auswirkungen sind so ausgefallen wie erwartet: Sämtliche Nutzerwerte (Absprungrate, Verweildauer, Seiten/Besuch, …) haben sich leicht negativ verschoben. Ich bekomme häufig mit, dass Seitenbetreiber nach einem Relaunch direkt ein wesentlich besseres Nutzungsverhalten erwarten. Dies gelingt jedoch in den seltensten Fällen. Zum einen gibt es häufig einen hohen Prozentsatz an Stammbesuchern, die durch die Änderungen irritiert sein könnten. Zum anderen gehen viele kleine Optimierungen bei einem Relaunch häufig verloren.
Für mich ist ein Relaunch aber auch weniger etwas Finales als viel mehr der Anfang neuer Möglichkeiten. Für WSIS heißt dies nun, neue A/B-Tests zu fahren und einzelne Aspekte in kleinen Schritten nach und nach zu optimieren.
Da du die Absprungrate erwähnt hast: Eigentlich ist das Wort ja falsch, da hier nur aufgelistet wird, welche Besucher keine weitere Aktion auf der Seite durchführen. Die Back-to-Google Werte sind ja leider nicht einsehbar. Wie gehst Du mit dem Wert Absprungrate dennoch für Dich um? Was sagt dir 70 % Absprungrate? Kannst du noch ein Projekt benennen, wo Du etwas aus dem Bereich SEO getestet hast und wo Du sagst, ja, das kann man so auch auf andere Projekte anwenden? Was hast Du für die Zukunft geplant?
Generell gehe ich mit den Nutzungswerten, die von Tools wie Google Analytics ausgespuckt werden, ziemlich entspannt um. Eine Absprungrate von 70% sagt mir alleine oder selbst im Vergleich zu einem Mitbewerber also erst mal rein gar nichts. Was ich versuche ist, solche Werte, wo möglich, in Relation zu setzen. Dies kann beispielsweise zwischen zwei Browsern, zwei Betriebssystemen oder zwei Resultaten eines A/B-Tests der Fall sein.
Dafür bin ich ständig auf der Suche nach Optimierungspotenzialen. Selbst kleinste Veränderungen haben hier teilweise erhebliche Auswirkungen. Allerdings verlasse ich mich dabei nicht ausschließlich auf oben genanntes Google Analytics, sondern setze auch selbst geschriebene Tracking-Tools ein. Einmal eingerichtet optimieren diese die Seite quasi von selbst.
Zu deiner zweiten Frage: Was für mich in der Vergangenheit immer hervorragend geklappt hat, ist, aus eigenen Bedürfnissen oder Problemen Projekte zu machen. Beispielsweise habe ich ein Tool benötigt, dass mir möglichst simpel eine SERP-Vorschau auf Basis des neuen Google-Layouts generiert. Da es in meinen Augen kein wirklich Ansprechendes gab, habe ich mich einen Morgen hingesetzt und ein eigenes online gestellt. Dieses wird noch heute von mehr als hundert Besuchern täglich intensiv genutzt. Wenn man also selbst ein starkes Bedürfnis nach etwas hat und im Netz nichts dazu findet, ist die Chance sehr groß, dass es anderen auch so geht.
Die Zukunft bleibt auf jeden Fall spannend. Anfang des Jahres habe ich ein neues Unternehmen gegründet, unter dem ein Großteil meiner Web- / Affiliate-Projekte läuft bzw. laufen soll. Anfang nächsten Jahres ist dann der Umzug in ein neues Büro sowie die Einstellung der ersten festen Mitarbeiter geplant.
Gibt es das Tool, was eine Seite selbst optimiert, denn auch bald zum Kauf von Dir? :)
Sag uns doch zum Schluss noch, wie jemand mit Deinem Wissen sich noch Inspiration holt. Von welchen Blogs / Personen lernst Du noch dazu und wie hältst du Dein Wissen aktuell?
Damit war weniger ein festes Tool als vielmehr ein integrierter Algorithmus gemeint, der eigenständig zwei Darstellungsarten oder Sortierungen dauerhaft gegeneinander testet. Fast jeder Online-Shop sitzt auf einer riesengroßen Menge an potenziellen Daten. Doch kaum einer trackt sie geschweige denn wertet sie wieder aus. Hier besteht meines Erachtens riesiges Potenzial. Bevor man also Worte wie “Big Data” in den Mund nimmt und seine Datenbank mit mehreren GB füttert, sollte man erst mal die kleinen Daten zu schätzen wissen.
Das meiste geht so zwischendurch via Twitter, Google+ und Facebook. Alles was mir gefällt, wird per “Send to Kindle” zum später Lesen gespeichert. Ansonsten stöbere ich sehr gerne auf smashingmagazine.com, da mir dort die Mischung aus Coding- und UX/UI- Beiträgen super zusagt.
Ich muss zugeben, dass ich vor ein paar Jahren auch noch wesentlich mehr SEO-Blogs im Feedreader hatte. Leider hat die Quantität und Qualität der Artikel - vor allem nach Penguin und Panda - in meinen Augen stark abgenommen. Viele Killer-Tips finde ich heute hingegen auf Webseiten oder in Büchern, die primär nichts mit SEO zu tun haben, sondern eher aus dem klassischen Marketing oder der Psychologie stammen.
Bestehen Pläne, dass was du entwickelt hast, zwecks Data zu veröffentlichen? Kannst Du mir Deinen letzten Killertipp, den du gelesen hast, wo du dachtest aha wow gut zu wissen, verraten?
Nein, außer vielleicht den einen oder anderen Tipp in einem Artikel zu geben, werde ich von meinen Tracking-Techniken nichts veröffentlichen. Ich teile zwar sehr gerne mein Wissen und unterstütze angehende Webentwickler, wenn immer es mir möglich ist, doch irgendwie muss man ja auch sein Geld verdienen. ;-)
Bezüglich dem Killertipp: Ich lese aktuell beispielsweise “Wie Sie andere dazu bringen, das zu tun, was Sie wollen” von Kishor Sridhar. Dort geht es in einem Kapitel auch um den Aufbau von E-Mails bzw. Handlungsauforderungen in Internet-Texten. Auf fast jeder Seite fand ich hier spannende kleine Tipps und Tricks, die mir indirekt super beim Optimieren meiner Konversionsrate helfen.
Vielen Dank für das tolle Interview, lieber Torben! Diskutiert mit uns die Ansichten und Vorgehensweisen von Torben und hinterlasst einen Kommentar bzw. stellt Fragen an Torben.
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