Mehrere Websites unter derselben IP-Adresse: Was muss ich beachten?

von Jochen Moschko

Kategorie(n): Ratgeber Datum: 11. September 2018
Es gibt verschiedene Arten, eine Website zu hosten. Eine davon ist, einen eigenen Server zu mieten und die Website darauf abzulegen. Das ist aber nicht für jeden Websitebetreiber die beste Lösung: Erstens wegen den deutlich höheren Kosten und zweitens, weil der Server in der Regel selbst konfiguriert und gewartet werden muss. Deshalb wird in den meisten Fällen auf einen Host-Provider zurückgegriffen (wie z. B. 1&1 oder Strato). Dieser sorgt für die richtige Konfiguration und Wartung des Servers, außerdem ist das Hosting deutlich günstiger. Dafür liegen auf dem Server meistens weitere Websites von anderen Kunden des Host-Providers. Von diesen anderen Websites bekommt man als Kunde nichts mit, sie liegen in separaten Bereichen. Aber auch, wer einen eigenen Server betreibt, kann mehrere Websites darauf ablegen. In Unternehmen mit mehreren Geschäftszweigen ist das oft gang und gäbe. Es ist ja auch sinnvoll, denn wieso sollte man für jede Website einen eigenen Server betreiben? Wenn mehrere Websites auf einem Server liegen hat das zur Folge, dass all diese Websites über dieselbe IP-Adresse erreichbar sind. Das führt beim Betreiber oftmals zur Frage, ob das für die Platzierungen der eigenen Website schädlich sein kann.

Es hängt von der Situation ab

In einem Google Webmaster Central Hangout wurde vor einiger Zeit eine Frage genau zu diesem Thema (https://www.youtube.com/watch?v=kQIyk-2-wRg&t=20m28s) gestellt. Es ging es um eine Firma, die mehrere Onlineshops betreibt. Alle sind auf demselben Server gehostet und laufen unter demselben CMS. Alle Shops sind unter derselben IP-Adresse erreichbar. Die Antwort seitens Google lautete, dass es vollkommen normal ist, wenn mehrere Websites unter einer IP-Adresse liegen. Was man jedoch berücksichtigen sollte: Wenn sich alle Websites sehr ähnlich sind – also beispielsweise ähnlichen Content enthalten oder wenn dieselben Produkte angeboten werden – könnte das von Google möglicherweise als Sammlung von Doorway-Pages interpretiert werden. In diesem Fall lautete die Empfehlung, weniger Websites anzubieten, die dafür jedoch „unique“, also einzigartig sind. Wer eine einzelne Website betreibt und sich Sorgen macht, dass sein Host-Provider weitere Websites von anderen Kunden auf demselben Server ablegt, kann also beruhigt sein. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine Website eines anderen Kunden auf demselben Server liegt, die der eigenen auch noch sehr ähnlich ist. Das wäre schon ein sehr großer Zufall.

Den Host-Provider sorgfältig auswählen

Was aus unserer Erfahrung möglicherweise einen schädlichen Einfluss auf die eigenen Platzierungen haben kann – aber das kommt sehr selten vor – ist, wenn auf demselben Server weitere Websites gehostet sind, deren Reputation „fragwürdig“ ist. Damit meine ich unseriöse Erotikseiten, Casinoseiten, Warez-Seiten, Virenschleudern usw. Das fällt in den Bereich „Bad Neighborhood“. Allerdings wird ein guter Host-Provider solche Internetauftritte auf seinen Servern nicht dulden und sie im Zweifelsfall sperren. Natürlich gibt es Host-Provider, die gerade in diesem „Sumpf“ gute Geschäfte machen, aber wer sich selbst nicht dazuzählt, sollte einen anderen Anbieter wählen.

Wer sichergehen möchte…

Kann ich herausfinden, welche anderen Websites unter derselben IP liegen, wie meine eigene? Die Antwort lautet: ja! Es gibt verschiedene Tools für diesen Zweck, wie z. B. http://www.backlinktest.com/ip_checker.php. Dort müsst Ihr lediglich Eure Domain und einen Sicherheitscode eingeben und nach einem Augenblick werden Euch andere Domains angezeigt, die unter derselben IP-Adresse liegen. Wundert Euch nicht, es können einige sein – selbst mehrere tausend Domains sind durchaus normal. Wenn ein Webserver technisch gut ausgestattet ist, stellt das für ihn kein Problem dar – jedenfalls dann nicht, wenn auf ihm normale Websites gehostet werden, die nicht übermäßig ausgelastet sind. Auch ermöglicht dies den Host-Providern, ihren Kunden günstige Paketpreise anzubieten. Dazu kommt, dass Deutschland – was IPv6 angeht – hinterherhinkt. Viele Webserver sind nach wie vor über IPv4 an das Internet angebunden und verfügbare IPv4-Adressen sind bekanntlich aufgebraucht und daher Mangelware. Es ist also gleichzeitig ein „notwendiges Übel“, möglichst viele Domains unter einer IP-Adresse zu bündeln. Tut Euch selbst einen Gefallen: Wenn Ihr jetzt Eure eigene Domain durch das Tool „jagt“ nehmt nicht haarklein jede gefundene Domain unter die Lupe. Das ist Erbsenzählerei, auf die es in der Praxis überhaupt nicht ankommt.

Fazit

In den allermeisten Fällen hat man keine nachteiligen Auswirkungen für die eigenen Rankings zu erwarten, nur weil unter derselben IP auch andere Websites erreichbar sind. Bei Google weiß man um diesen Umstand. Wenn nicht mehrere ähnliche Websites auf demselben Server liegen und der Host-Provider – sofern man auf einen zurückgreift – seriös ist, hat man in dieser Hinsicht nicht viel zu befürchten. Sehr ähnliche Websites parallel zu betreiben, ist sowieso nicht empfehlenswert. Das Stichwort lautet: Duplicate Content. Zwar ist der nicht mehr, so wie früher, grundsätzlich eine Gefahr für die Platzierungen. Wenn sich die Inhalte zweier Websites aber sehr ähneln und ein Nutzer sucht nach passenden Suchbegriffen, wird Google ihm höchstwahrscheinlich nur eine dieser beiden Websites als Suchtreffer ausspielen – und zwar diejenige, die vom Algorithmus als relevanter eingestuft wird. Die andere erscheint nicht in den Suchtreffern und erhält auf diese Weise daher auch keine Besucher.