Am 11. und 12. September fand der Conversion Day vom Rheinwerk Verlag statt. Die Konferenz fand komplett online statt, am zweiten Tag gab es verschiedene Workshops. Wir haben uns die Vorträge am ersten Konferenztag angehört und teilen hier unsere Learnings mit euch.
Neuromarketing und Wahrnehmungspsychologie
In der Keynote spricht Sarah Weinauer darüber, wie man sich die Psychologie bei der Conversion-Optimierung zunutze machen kann. Dabei helfen schon subtile Kniffe, von denen sie einige vorstellt. Hier gilt wie so oft, weniger ist mehr, denn wenn man es übertreibt, merkt der Kunde, dass er manipuliert wird. Plakative Meldungen wie “nur noch heute xx % Rabatt” oder “nur noch einmal verfügbar” erzielen daher nicht mehr die starken Wirkungen wir früher.
Wichtig zu beachten: Im Web sind wir monosensorisch unterwegs, also nur mit unserem Sehsinn. Websites erfassen wir dabei in ca. 500 ms. Und bei unserer Suche sind wir auf unseren Search Intent fokussiert. Das heißt, dass wir andere Bereiche eher ausblenden. Zwei praktische Tipps: Hellere Produkte werden bevorzugt gekauft und Bilder von Menschen mit großen Pupillen wirken ansprechender. Das zeigt auch das Stimmungsbild der Teilnehmer, denen die Referentin Beispiele zur Bewertung gegenüberstellt. Auch die Schriftart kann Einfluss haben. Wer mehr lesen will, der findet mit dem Buch “Psyketing” noch viele weitere hilfreiche Tipps aus der Psychologie.
CRO und SEO
Im zweiten Vortrag widmet sich André Goldmann dem Thema SEO und Conversion-Optimierung. Er liefert viele praktische Tipps und Beispiele besonders für Online-Shops und den E-Commerce Bereich. Dabei hangelt er sich an den Punkten der User Journey entlang: begonnen bei den Snippets in der Google-Suche, die der erste Kontaktpunkt der User mit der Website sind. Danach folgen weitere Onpage-Faktoren wie Navigation, interne Verlinkung, Überschriften und Texte und Ladegeschwindigkeit.
Conversion Optimierung und Content
Es wird ständig neuer Content produziert, zunehmend auch durch Künstliche Intelligenz. Wie stellen wir da Qualität und Effektivität sicher? In seinem Vortrag zeigt Referent Robert Weller drei Strategien für das perfekte Content-Portfolio.
Barbell Strategie
Hier werden mindestens 80 % des Contents auf Keywords und Inhalte ausgerichtet, die sehr nah am Produkt sind. Bis zu maximal 20 % des Contents wird auf potenziell viralen Content vergeben. So streut man das Risiko optimal.
Modularität
Bei dieser Strategie wird der Content auf kleine nutzbare Teile heruntergebrochen und für verschiedene Kanäle wiederaufbereitet. So braucht man beispielsweise nicht für Blog, Newsletter und Social Media einen extra Text, man kann Überschriften und einzelne Abschnitte wiederverwerten.
Iteration
Iteration meint, bestehenden Content immer wieder zu testen, zu aktualisieren und zu verbessern. Auch kann man Themen, die eine große Resonanz hervorrufen, für andere Bereiche adaptieren.
Barrierefreiheit im Web
Zugänglichkeit im Web ist nicht nur ein “nice to have”, es ist ein Menschenrecht. Für bestimmte Bereiche ist die Inklusivität der Websites schon per Gesetz vorgeschrieben, weitere werden folgen, ist sich Referentin Kristin Kiel von morefire sicher. Die Optimierung lohnt sich aber auch aus Sales-Sicht: 10,2 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer Einschränkung. Eine Zielgruppe dieser Größe sollte man nicht ignorieren.
Für die richtige Optimierung liefert Kristin viele praktische Beispiele und Tipps, die wichtigsten haben wir für euch notiert:
- Hilfen bei kognitiven Einschränkungen: Verständnishilfen, Navigationshilfen (Breadcrumb), einfache Sprache
- Hilfen bei Einschränkungen in der Wahrnehmung: Untertitel in Videos, Audioinhalte auch als Text bereitstellen (und umgekehrt), Skalierungsmöglichkeiten/Responsive Websites, Farbkontraste, mit Symbolik und Bezeichnungen arbeiten (v. a. für Farbelemente),
- Hilfen bei motorischen Einschränkungen: Nutzung unabhängig von Hard- und Software (v. a. mobile), kann man eine Seite nur mit der Tastatur bedienen?
KPIs definieren und Ziele erreichen: Webanalyse
“Weniger als 3 % der Besucher unserer Webseiten erreichen das Ziel”. Wie man hier optimieren kann, zeigt Stefan Ponitz in seinem Vortrag zu KPIs und Webanalyse. Anhand einer beispielhaften LinkedIn Ads Kampagne zeigt er auf, wie man die Kampagne in verschiedene Zielerreichungspunkte aufsplittet und Schritt für Schritt prüft. Geht man einzelne Punkte an, steigt am Ende die Conversion. Ein gutes Beispiel und Reminder, dass Conversion-Optimierung ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess ist.
Conversion Optimierung im E-Commerce: Kaufabbrecher zurückgewinnen
Der jährliche Verlust durch Kaufabbrüche in Deutschland beziffert sich auf schätzungsweise 500 Millionen bis zu 1 Milliarde Euro. Wie man diese Kaufabbrecher zurückgewinnen kann, zeigt Julian Craemer von Uptain in seinem Vortrag. Anhand einer Checkliste gibt er viele praktische Tipps für die Shop-Optimierung und liefert Zahlen aus dem E-Commerce in Deutschland. Seine 3 gängigsten Lösungen: Activation Popups, Newsletter Popups und Abbrecher Mails.
Daten statt Bauchgefühl: Optimieren mit A/B-Test
Im letzten Vortrag des Tages geht es um A/B-Testing. Dabei erläutert Referent Julian Kleinknecht, welche Voraussetzungen man für erfolgreiche A/B-Tests braucht und gibt praktische Tipps für den Start. Die wichtigsten Learnings: Die Datengrundlage muss groß genug sein, damit man eine statistische Signifikanz erreicht, ansonsten sind Qualitätssicherung, Monitoring und Auswertung am relevantesten für ein erfolgreiches Projekt. Auch sollte man das A/B-Testing kontinuierlich betreiben und mit einem A/A-Test starten, um den Projektablauf zu prüfen.
Bild: Gabriel Benois / unsplash.com